Nach über 40 Jahren sind die Fachhochschulen heute nicht mehr wegzudenken aus der Wissenschafts- und Forschungslandschaft in Deutschland. Ihre Praxisnähe und ihre anwendungsorientierte Forschung machen sie zu einem unentbehrlichen Partner vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen. Diese Unternehmen, von denen wir in Deutschland zum Glück viele haben, sind auf dem Weltmarkt oftmals sehr erfolgreich. Ein Erfolg, der nicht von ungefähr kommt. Für einen solchen Erfolg müssen die Rahmenbedingungen stimmen, um innovativer und ganz einfach besser zu sein als die weltweite Konkurrenz. Dazu gehört auch die Nähe zu forschungsstarken Hochschulen mit hervorragender Lehre. Unsere Unternehmen brauchen starke Forschungspartner in ihrer Region und sie brauchen gut ausgebildete Fachkräfte.
Fachhochschulen erfüllen diese Anforderungen und zeichnen sich durch ihre Nähe zur Praxis aus. Das sichert Arbeitsplätze, stärkt die jeweiligen Regionen und schafft Zukunftsperspektive – für junge Menschen, für Unternehmen und für die Gesellschaft insgesamt.
Die Gesellschaft profitiert von der angewandten Forschung an unseren Fachhochschulen in besonderem Maße. Forschung muss schließlich auch den gesellschaftlichen Kontext von Innovationen berücksichtigen. Durch ihre Praxisnähe geschieht an den Fachhochschulen genau das. Sie leisten diese Art von Forschung, die bei den Menschen ankommt und die wir dringend brauchen, wenn wir die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern wollen. Deshalb ist die Gesellschaft gut beraten, wenn sie in die Zukunft der Fachhochschulen investiert.
Mit einem erneuten Rekordbudget für Wissenschaft und Forschung hat die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen gerade einmal mehr ein klares Zeichen in dieser Hinsicht gesetzt: 8,2 Milliarden Euro sind im Haushaltsplan für 2016 für diesen Bereich vorgesehen. Das ist mehr, als jemals zuvor in der Geschichte des Bundeslandes in diesen Bereich investiert wurde. Von dieser Investition profitieren sowohl die Fachhochschulen als auch die Universitäten deutlich. Das ist gut und richtig, denn wir brauchen sie schließlich beide.
Deshalb sollten wir auch nicht versuchen, aus den Fachhochschulen Universitäten zu machen. Sie sind mit ihnen gleichwertig, aber sie sind anders – und das ist auch gut so. Unsere Fachhochschulen haben, verglichen mit den Universitäten, ihre ganz eigenen Stärken. Diese weiter auszubauen, das ist der Weg, den wir für eine aussichtsreiche Zukunft unserer Fachhochschulen gehen sollten. Und dieser Weg ist nicht nur für die Fachhochschulen gut, sondern auch für das Wissenschaftssystem insgesamt.
Die Fachhochschulen zu stärken, das bedeutet auch eine Investition in die Bildungs- und Chancengerechtigkeit in unserem Land. Der Zugang zur Fachhochschule fällt jungen Menschen aus Familien ohne akademische Erfahrung immer noch leichter als der zur Universität. Die Fachhochschulen stellen also eine wichtige Aufstiegsmöglichkeit dar: Hier wird das sozialdemokratische Kernthema „beste Bildung für alle“ als ein Aspekt sozialer Gerechtigkeit gelebt. Deshalb darf an der Fachhochschule nicht nach dem ersten Abschluss das Ende des wissenschaftlichen Weges erreicht sein. Was die Perspektiven der Studierenden angeht, müssen alle Wege offen sein. Das trägt wesentlich zur Attraktivität von Fachhochschulen bei.
Zu dieser Attraktivität gehört auch, dass Absolventinnen und Absolventen grundsätzlich eine Möglichkeit zur Promotion haben. Nordrhein-Westfalen hat mit dem Hochschulzukunftsgesetz dafür einen eigenen Weg begonnen. Wir haben die Gründung eines Graduierteninstituts für Angewandte Forschung der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen beschlossen, das kooperative Promotionen fördern wird. Es ist deshalb ein guter und wichtiger Baustein für die Zukunft unserer Fachhochschulen.
Wenn wir uns anschauen, welchen Weg die Fachhochschulen in ihrer über vierzigjährigen Geschichte zurückgelegt haben, dann können wir – insbesondere mit einem sozialdemokratischen Verständnis von Bildungs- und Chancengerechtigkeit – von einer echten Erfolgsgeschichte sprechen. Es ist Aufgabe aller, die in Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft Verantwortung tragen, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.
Svenja Schulze
ist Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen